„Kopf Herz Hand“ ist bis Sommer gerettet
Schwäbische Zeitung - Di. 26. Januar 2016 - von Ralf Schäfer
Jugendlichen sollen Perspektiven bekommen – Kooperationsvereinbarungen mit Land, Kreis und Stadt nötig
Friedrichshafen sz Das Projekt „Kopf Herz Hand“ ist angedockt an der Pestalozzi-Schule. Es kümmert sich um Jugendliche, die hinsichtlich ihrer beruflichen und schulischen Laufbahn orientierungslos sind und kann zumindest bis Ende des Schuljahres 2016 weiterarbeiten. Die Finanzierung ist bis dahin gesichert. Stadt und Kreis übernehmen, den Rest stellt die Waisenhausstiftung Siloah aus Isny zur Verfügung. Jetzt will das Projekt zu einer festen Einrichtung werden.
„Kopf Herz Hand“ ist Schulersatz, Vertrauensort und Familie für Jugendliche, die mit dem Gesellschaftssystem in Konflikt geraten, die keine Perspektive sehen und die ihre Tagesstruktur verloren haben. Hier hilft das Projekt, das 2010 vom Pestalozzi-Schulleiter Josef Brugger ins Leben gerufen worden ist.
Bislang flossen die Gelder für „Kopf Herz Hand“ aus Brüssel, der Europäische Sozialfonds hatte die Finanzierung sichergestellt. Unvorhergesehen endete im Oktober vergangenen Jahres die Zusage des ESF, in aller Eile machten sich die Verantwortlichen auf die Suche nach Geldgebern.
Die Siloah Waisenhausstiftung, vertreten durch Barbara Schulte, hat mit rund 31000 Euro die aus Brüssel ausbleibenden Gelder aufgefangen. Die Arbeit bis Sommer 2016 ist nun gesichert.
Jetzt aber machen sich die Akteure dieses Projektes Gedanken, wie es danach weitergeht. Eine Kooperationslösung zwischen Land, Kreis und Stadt ist in der Verhandlung, das Projekt soll auch offiziell zu einer Institution werden, die Pilotcharakter hat und auch auf andere Landkreise und Städte übertragbar ist.
Barbara Schulte hält das nicht nur für realistisch, sondern für erstrebenswert. „Hier findet Arbeit mit den Jugendlichen statt, die sich nicht am starren Regelwerk orientiert, sondern ganzheitlich für die Jugendlichen da ist.“ Die Siloah-Stiftung ist durch Dagmar Hoehne, Kinder- und Jugendpsychiaterin und Ratsmitglied der Freien Wähler auf „Kopf Herz Hand“ aufmerksam geworden
Zur Institution geworden
Dass „Kopf Herz Hand“ längst eine Institution ist, zeigt sich daran, dass die Jugendbehörden eng damit zusammenarbeiten, dass ehemalige Jugendliche immer wieder vorbeischauen, um sich Rat oder Unterstützung zu holen. Auch die Zusammenarbeit mit Jugendzentren, den Jugendämtern und Streetworkern funktioniert wie in einem gut eingespielten Team. Ein Ausfall von „Kopf Herz Hand“ würde in dieses Team ein irreparables Loch reißen, sagt Jens Weigand, der als Lehrer mitarbeitet.
Die Arbeit bei „Kopf Herz Hand“ findet angedockt an eine Schule statt, für die Jugendlichen hat das eine große Bedeutung. Sie sind nicht in einem Heim, gehen nicht zu einer Therapieschule, sondern erleben hier die Möglichkeit, einen ganz offiziellen Schulabschluss machen zu können.
Was ist „Kopf Herz Hand“?
Seit September 2010 kümmert sich das Projekt, das an der Pestalozzi-Schule gegründet wurde, um Jugendliche, die ohne Perspektive, Tagesstruktur und mit Misserfolgen in Schule und Beruf nicht weiterwissen. Das Team besteht aus einem Lehrer, zwei Sozialpädagogen und einer Kunsttherapeutin, die den Jugendlichen täglich Angebote machen und sie auch außerhalb der Schule begleiten. Tagesplanung, Mahlzeiten selbst zubereiten, Angebote handwerklicher oder künstlerischer Art, Freizeit und Sportangebote und vor allem vertrauensvolle und entspannte Gespräche in Einzelbetreuungen bilden den Kern der Arbeit. Ebenso wichtig betrachten die Mitarbeiter die Netzwerkarbeit mit anderen Pädagogen, Schulen und Ämtern, aber auch Teilnehmern, Eltern und anderen Betreuern.